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Baunatal prüft neue Wege beim Bauen – CDU und SPD setzen auf Partnerschaften mit der Privatwirtschaft

Sanierungsstau, leere Kassen und ein wachsender Modernisierungsbedarf: Vor dieser Herausforderung stehen viele Kommunen in Deutschland – so auch das hessische Baunatal. Um dennoch handlungsfähig zu bleiben, schlagen CDU und SPD in der Stadtverordnetenversammlung einen neuen Weg ein. Ihr Vorschlag: zentrale Infrastrukturprojekte über Öffentlich-Private Partnerschaften (ÖPP) umsetzen. Am 8. September 2025 soll der gemeinsame Antrag erstmals beraten werden.

Kooperation statt Stillstand

Im Fokus stehen mehrere stark sanierungsbedürftige Einrichtungen in der knapp 30.000-Einwohner-Stadt: die Kulturhalle in Großenritte, die Max-Riegel-Sporthalle in Altenbauna sowie gleich vier Feuerwehrhäuser in verschiedenen Stadtteilen. Alle Gebäude sind laut Antrag „erheblich in die Jahre gekommen“ und lassen sich mit den aktuellen Haushaltsmitteln kaum in einem akzeptablen Zeitrahmen erneuern.

Durch ein ÖPP-Modell könnte sich das ändern. Dabei übernimmt ein privater Partner Planung, Bau, gegebenenfalls Betrieb und langfristige Instandhaltung – während die Stadt in festen Raten zahlt. Dieses Prinzip erinnert an Leasingverträge und soll Liquidität schonen sowie Planungssicherheit erhöhen.

Ganzheitliche Lösungen statt Einzellösungen

CDU und SPD wollen nicht nur einzelne Bauprojekte isoliert betrachten, sondern Synergien nutzen. Der Antrag sieht vor, die geplanten Maßnahmen gebündelt auszuschreiben – etwa als Paket für Sport- und Veranstaltungshallen oder für Feuerwehrstandorte. So sollen Abläufe beschleunigt und Kosten gesenkt werden.

Gleichzeitig soll die Funktionalität der neuen Bauten in der Mittelstadt deutlich erweitert werden. So sollen Sporthallen künftig auch als Veranstaltungsorte dienen können – mit Blick auf zusätzliche Einnahmequellen für die Stadt. Auch Notfallfunktionen, etwa als Unterkünfte in Krisensituationen, werden mitgedacht.

Bei den Feuerwehrhäusern wollen die Antragsteller Räume für gesellschaftliche Gruppen schaffen – von Vereinen über politische Initiativen bis hin zu kirchlichen Einrichtungen. Es geht also um mehr als nur moderne Gebäude: Es geht um eine offene, multifunktionale Infrastruktur für alle Baunataler.

Bedarfsermittlung als erster Schritt

Noch ist nichts entschieden – zunächst steht die gründliche Prüfung an. Der Magistrat soll den tatsächlichen Bedarf in enger Abstimmung mit Nutzern vor Ort erheben. Die Ergebnisse sollen bereits zur Sitzung am 17. November 2025 vorgelegt werden. Im Anschluss könnten erste Ausschreibungen folgen. Über den Fortschritt will man regelmäßig im Bau- und Umweltausschuss informieren.

Die Projektidee ist ambitioniert, aber klar strukturiert. Sie folgt einem wachsenden Trend: Immer mehr Städte nutzen ÖPP-Modelle, um trotz knapper Kassen handlungsfähig zu bleiben – etwa beim Bau von Schulen, Krankenhäusern oder Verkehrsinfrastruktur.

Zwischen Hoffnung und Skepsis

Die Befürworter sehen in ÖPP eine moderne Lösung, um Bauprojekte schnell, effizient und wirtschaftlich zu realisieren. Kritiker hingegen warnen vor langfristigen Kostenfallen und Kontrollverlust. Ob Baunatal mit dem eingeschlagenen Weg Erfolg hat, wird von den vertraglichen Rahmenbedingungen und der Qualität der Partner abhängen.

Ein Beispiel auf Bundesebene ist der Lückenschluss der Autobahn A49, der ebenfalls per ÖPP umgesetzt wurde: Private Firmen übernehmen über 30 Jahre Bau, Betrieb und Erhaltung – finanziert über einen Anteil an der Lkw-Maut. Ähnliche Modelle könnten auch auf kommunaler Ebene funktionieren, so die Überzeugung der Antragsteller.

Politisches Signal in schwierigen Zeiten

Der Antrag von CDU und SPD ist nicht nur ein pragmatischer Vorschlag zur Lösung konkreter Probleme – er ist auch ein Zeichen politischen Gestaltungswillens. In der Begründung heißt es: „Das ehrenamtliche Engagement in Vereinen und Feuerwehren prägt das Zusammenleben in Baunatal. Deshalb darf es keine Denkpause beim Erhalt ihrer Infrastruktur geben.“

Damit senden die Fraktionen ein klares Signal: Sie wollen gestalten, nicht verwalten. Und sie zeigen, dass kreative Finanzierungsmodelle kein Tabubruch sein müssen – sondern ein möglicher Weg, die Zukunft der Stadt aktiv zu sichern.