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Städtische Supermärkte: Erste Erfahrungen in den USA

Der neue New Yorker Bürgermeister will städtische Lebensmittelgeschäfte einführen, in denen Produkte deutlicher billiger sein sollen als bei herkömmlichen Einzelhändlern. Wie schwierig der Versuch ist, über öffentliche Lebensmittelgeschäfte soziale Ziele wie bezahlbare Ernährung zu erreichen, zeigt ein Beispiel aus Kansas City.

Städtische Lebensmittelgeschäfte, wie sie vom neuen New Yorker Bürgermeister Zohran Mamdani geplant werden, sollen Produkte deutlich günstiger anbieten als herkömmliche Einzelhändler und ohne Profitabsicht arbeiten. Finanziert werden sollen die Geschäfte aus öffentlichen Geldern und höheren Unternehmenssteuern, was in der Stadt kontrovers diskutiert wird.

Ziel des Bürgermeisters ist es, die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt zu senken, den Zugang zu frischen und bezahlbaren Lebensmitteln zu verbessern und sogenannte „Food Deserts“ (Lebensmittelwüsten) zu bekämpfen. In den USA mehren sich Stadtteile ohne klassische Lebensmittelhändler, dafür dominieren dort Fast-Food-Anbieter und Convenience Stores, Geschäfte mit vorwiegend hochverarbeiteten Fertigprodukten.

Das Projekt steht für einen umfassenden Ansatz sogenannter „Universal Basic Services“ (UBS) – also die öffentliche kollektive Bereitstellung grundlegender Güter und Dienstleistungen wie Wohnraum, Mobilität und Lebensmittel. ​

Höhere Unternehmenssteuern

Die geplanten Läden sollen Produkte zum Großhandelspreis weitergeben und von der Stadt betrieben werden. So soll Ernährungssicherheit als öffentliches Gut verstanden und gewährleistet werden. Ein Vorbild sind ältere kommunale Markthallen in New York, die ähnliche Prinzipien bereits seit Jahrzehnten verfolgen, indem sie Händlern vergünstigte Mietkonditionen bieten und niedrige Preise ermöglichen. Zwei Drittel der New Yorker Bevölkerung unterstützen laut Umfragen die Idee.​

Experten verweisen darauf, dass ähnliche Versuche in anderen US-Städten wie etwa Kansas City gescheitert sind. Hauptgründe waren laut Ökonomin Anne Rathbone Bradley leere Regale und Diebstähle, Schwierigkeiten bei der Logistik und wirtschaftliche Verluste. Die vorherigen Initiativen mussten oft schließen, weil sie weder ausreichend beliefert werden konnten noch gegen Diebstahl gewappnet waren.

Finanziert werden sollen die Geschäfte aus öffentlichen Geldern und höheren Unternehmenssteuern, was in der Stadt kontrovers diskutiert wird. Kritiker befürchten, dass höhere Steuersätze Unternehmen vertreiben könnten und Bundesmittel in Gefahr geraten könnten, falls das Projekt scheitert oder als ineffektiv gilt.

Projekt „KC Sun Fresh“

Das Projekt der städtischen Lebensmittelgeschäfte in Kansas City („KC Sun Fresh“) begann 2018 mit einer Investition von etwa 7 Millionen US-Dollar durch die Stadt, um einen staatlich unterstützten Lebensmittelmarkt in einem einkommensschwachen Gebiet zu eröffnen. Der Laden, der von einer gemeinnützigen Organisation geführt wurde und Produkte zu günstigen Preisen sowie ein multikulturelles Angebot anstreben sollte, musste jedoch nach etwa fünf Jahren wegen finanzieller Schwierigkeiten schließen.

Wichtige Probleme, die zum Scheitern führten, waren ein rapider Anstieg der Grundsteuern, der von rund 22.800 US-Dollar im Jahr 2020 auf über 76.000 US-Dollar im Jahr 2025 stieg, geringe Kundenzahl sowie erheblicher Diebstahl und leere Regale.

Der Sun Fresh Market in Kansas City wurde seit 2021 von der gemeinnützigen Organisation Community Builders of Kansas City (CBKC) betrieben. CBKC ist eine „mission-driven Organisation“, die sich der Bekämpfung von „Food Deserts“ und der Erhöhung des Zugangs zu qualitativ hochwertigen Lebensmitteln in städtischen Kerngebieten widmet.

Das Ladengeschäft war Teil des Linwood Shopping Centers. Die Stadt selbst ist Eigentümerin des Gebäudes und des gesamten Einkaufszentrums, in dem auch der Sun Fresh Market betrieben wurde. Das Geschäft war also städtisch im Besitz der Immobilie, jedoch nicht direkt städtisch betrieben, sondern von einer Non-Profit-Organisation.

Der Anstieg der Grundsteuern war eine Folge der Wertsteigerung des Grundstücks, das Teil eines Community Improvement District (CID) ist, in dem eine Einzelhandelsumsatzsteuer von 1% auf Einkäufe erhoben wird, um Entwicklungskosten zu decken. 

Kritiker argumentierten, dass die Nachfrage in dieser Gegend zu gering gewesen sei, um einen nachhaltigen Betrieb zu gewährleisten. Die Versuche der Stadt, durch staatliche Eingriffe einen wirtschaftlichen Gewinner im Lebensmittelhandel zu bestimmen, führten zu Verlusten, die letztendlich auf die Steuerzahler umgelegt wurden.​​

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