Wer „Bahn“ sagt, denkt zumeist an den staatseigenen Konzern Deutsche Bahn. Dabei hat der Wettbewerb auf der Schiene in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Am deutlichsten sieht man das im Güterverkehr, wo laut Bundesnetzagentur der Marktanteil der privaten Anbieter 2023 bei 56 Prozent lag. Die Deutsche Bahn AG transportierte dort also nicht einmal mehr die Hälfte der Güter.
Deutsche Bahn: 124 Wettbewerber
Gab es 2001 erst 50 private Anbieter im Güterverkehr, so ist die Zahl bis heute auf 250 Unternehmen angestiegen. Darunter sind Töchter ausländischer Firmen wie die österreichische Rail Cargo Group, die französische Captrain, aber auch eine Vielzahl mittelständischer Firmen und Nischenanbieter, sie sich auf bestimmte Strecken, etwa den Hafen-Hinterland-Verkehr, oder bestimmte Transportgüter, wie chemische Erzeugnisse oder Automobile, spezialisiert haben.
Auch im Personennahverkehr ist die Deutsche Bahn längst nicht mehr Monopolist. Laut Bundesnetzagentur kommt die private Konkurrenz auf einen Marktanteil von 36 Prozent, verteilt auf 124 Unternehmen. Darunter zahlreiche heimische Anbieter, aber auch hier sind ausländische Firmen aktiv, wie die italienische Netinera oder die österreichische Arverio. Der Benex-Konzern, der einem englischen Infrastrukturfonds gehört, ist sogar an sieben Bahnen beteiligt, darunter Abellio, Westfalenbahn und Odeg.
Schwacher Wettbewerb – hohe Unpünktlichkeit
Anders sieht es allerdings im Fernverkehr aus. Hier ist der deutsche Staatskonzern noch immer der unangefochtene Platzhirsch – und sorgt dabei mit immer größerer Unpünktlichkeit regelmäßig für viel Frust bei den Reisenden. So erreichten im Juli 2025 laut Deutscher Bahn gerade einmal 59,4 Prozent der Reisenden im Fernverkehr ihr Ziel pünktlich (Juli 2024: 67,2 Prozent). Die Konkurrenz kommt auf gerade 5 Prozent Marktanteil.
Am bekanntesten unter den 31 Wettbewerbern dürfte Flixtrain sein, ein Schwesterunternehmen von Flixbus. Flixtrain hat im Mai 2025 für 2,4 Milliarden Euro 65 Hochgeschwindigkeitszüge bestellt, um die Deutsche Bahn zukünftig weiter herausfordern zu können. Bewegung kommt auch hier durch ausländische Anbieter zusätzlich in den Markt, etwa durch die Nachtzüge der österreichischen Bundesbahn.