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Steigende Staatsausgaben verdrängen private Investitionen

Das Ifo-Institut sieht die privaten Investitionen in Deutschland als Schlüsselfaktor für das künftige Wirtschaftswachstum – und zunehmend in Gefahr.

Eine Umfrage des Wirtschaftsinstituts in Zusammenarbeit mit der Stiftung Familienunternehmen mit rund 1.500 Unternehmen zeigt: Deutschland wird als Investitionsstandort zunehmend kritisch bewertet. Die Gesamtnote 3,8 (auf einer Skala 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) signalisiert deutliches Verbesserungspotenzial. Gründe: hohe Regulierung, Bürokratie, Arbeits- und Energiekosten.

Investitionen auf dem Stand von vor 10 Jahren

Bundeskanzler Friedrich Merz legte in dieser Woche in der Unionsfraktionssitzung eine Grafik des Ifo-Instituts vor, eine Gegenüberstellung von drei entscheidenden wirtschaftlichen Linien:

  1. Die konsumtiven Staatsausgaben (Staatskonsum), die in den letzten zehn Jahren um etwa 25 Prozent gestiegen sind.
  2. Die privaten Investitionen der Unternehmen, die als Motor für Wachstum und Wohlstand gelten und seit Jahren sinken, aktuell auf dem Niveau von 2015 stagnieren.
  3. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das seit 2018 trotz eines Corona-Einbruchs insgesamt kaum gewachsen ist.

Die Analyse zeigt deutlich die wirtschaftliche Stagnation und den Rückgang der privaten Investitionen in Deutschland. Merz macht den Verlauf dieser drei Linien zur Messlatte für den Erfolg seiner Regierung: Wenn sich das BIP und die privaten Investitionen während der laufenden Legislaturperiode nicht deutlich erholen und die Staatsausgaben nicht sinken, sei die Regierung gescheitert.

Die Botschaft des Ifo-Instituts, vertreten durch Präsident Clemens Fuest, ist, dass ohne steigende private Investitionen keine nachhaltige wirtschaftliche Erholung und kein Wohlstandswachstum möglich sind. Dauerhaft steigende Staatsausgaben ohne entsprechende Investitionen stellen lediglich ein konjunkturelles Strohfeuer dar, das das strukturelle Problem nicht löst.

Weniger Wachstum, weniger Steuereinnahmen

Investitionen der Privatwirtschaft sind in Deutschland historisch für rund 60 % der Gesamtausgaben verantwortlich – ihre Schwäche zeigt den Rückgang der Wachstumskräfte. Wenn Unternehmen nicht investieren, schluckt die stagnierende Kapitalbildung Rücklagen auf, Innovationen gehen verloren.

Die Folge: weniger Produktivitätszuwachs, geringeres Wachstum, sinkende Steuereinnahmen – und langfristig ist auch die Finanzierung öffentlicher Aufgaben gefährdet. Das Ifo qualifiziert diese Situation als „akute Wohlstandsgefahr“.

Besonders kritisch: Das Ifo warnt davor, dass steigende Staatsausgaben private Investitionen verdrängen könnten. Öffentlich finanzierte Investitionen dürften nicht auf Kosten der unternehmerischen Initiative gehen.